10.08.24 - Ruinen von Xunantunich

Gestern Abend war ich gerade eingeschlafen, als jemand in das Bett über mir zog. Dann lag ich erstmal lange wach und schlief eher so semi gut. Wenn in einem Zimmer fünf oder sechs Ventilatoren gleichzeitig laufen (auch wenn sie nur klein sind), hat das doch was von startendem Düsenjet… In der ersten Nacht waren wir nur zu dritt, das war deutlich angenehmer.

Kurz nach 8 stand ich auf und ging frühstücken. Mit etwas Verspätung um kurz nach 9 sollte eine Walking Tour starten, die es nur samstags gibt. Das war die seltsamste Walking Tour, die ich je gemacht hatte. Unser Guide Kevin war ein Typ, der hier so teilzeitmäßig im Hostel arbeitet. Außer mir war noch ein Mädel aus Japan mit unterwegs, das wars.

Wir liefen in Richtung Zentrum und  Kevin erzählte uns auf dem Weg allerlei über die friedliche Unabhängigkeit von Belize (von England). Das Land ist gerade mal ein Jahr älter als ich! Allerdings ist bis heute der Grenzverlauf im Westen zu Guatemala noch nicht so ganz geklärt, wenn man das auf Maps ankuckt, ist die Linie auch gestrichelt, so einig ist man sich noch nicht. Irgendein Gerichtshof ist damit beschäftigt… Außerdem quatschten wir über die Unterschiede zwischen der Bevölkerung hier und der in anderen mittelamerikanischen Ländern. Den merkt man ziemlich schnell. Es gibt zwar auch hier viele Nachkommen der Maya, aber ein Großteil der Bevölkerung ist richtig dunkel schwarz, vermutlich also Nachkommen der hierhergebrachten Sklaven. Auch die Häuser sind ganz anders, hier wurde viel mit Holz gebaut, also so typisch karibisch eigentlich.

Auf dem Weg kamen wir an einer der vielen Kirchen vorbei. Dann ging es auf den Markt, der Samstag besonders groß ist. 


Und eigentlich war damit die Tour auch schon wieder zu Ende. Das wusste ich zu dem Zeitpunkt aber noch nicht. Wir gingen nämlich auf dem Markt essen bzw. die beiden anderen, ich hatte ja gerade erst gefrühstückt. Ich testete nur ein paar Fried Jacks, eine Besonderheit hier. Ist quasi wie ein frittiertes Fladenbrot. Wir saßen da nun also und unterhielten uns auch ziemlich gut, aber einfach über Gott und die Welt. Danach führte uns Kevin noch an den Fluss, was da jetzt so besonders war, weiß ich auch nicht. Nach einer Viertelstunde Rumstehen am Ufer liefen wir wieder über den Markt zurück, die Tour war zu Ende. Mit dem Taxi sollte es wieder ins Hostel gehen. Ok, war ja ganz nett, aber definitiv keine Tour.


Ich fuhr nicht mit zurück, sondern ließ mir die Bushaltestelle zeigen. Schon nach wenigen Minuten kam ein Bus, der mich wieder in Richtung guatemaltekische Grenze brachte, ich wollte zu den Maya-Ruinen von Xunantunich. Mein erster echter Chicken-Bus (ein alter Ami-Schulbus). In der Nähe stieg ich aus, dann ging es mit einer lustigen handbetriebenen Fähre über den Fluss. Und dann noch mal ca. 1,5km leicht bergauf die Straße entlang.

Auf dem Parkplatz standen nur wenige Autos und Menschen sah ich auch die ganze Zeit über nur wenige. Ich zahlte etwa 5€ Eintritt und dann ging es hinauf zu den Ruinen. Natürlich kann man die jetzt nicht mit Tikal oder so vergleichen, aber trotzdem waren sie sehr beeindruckend.


Und irgendwie auch so touristisch unerschlossen. Man durfte sich relativ frei überall bewegen.



Sogar auf die ganz große Pyramide konnte man hochsteigen, über die echten, sehr steilen Steintreppen. Der Ausblick von oben war echt überragend. Zeitgleich mit mir war ein Paar oben, das von hier stammt und jetzt in LA lebt. Sie meinte, dass sie als Kind hier mit ihrem Opa immer picknicken war und damals außenrum alles auch noch voller Dschungel war.

Wieder unten lief ich noch einmal zum anderen Ende der Anlage, wo mir die Französin von gestern entgegenkam und noch einen Weg zu einem tollen Aussichtspunkt zeigte. Sie war im übrigen die einzige, die wie ich zu Fuß hier war.


Schon die ganze Zeit über hatte es gegrummelt und der Himmel war immer dunkler geworden. Zurück am Parkplatz kamen dann die ersten Tropfen runter. Ich beschloss daher, auf der Holzterrasse vor einem geschlossenen Souvenirladen den Regen auszusitzen. Gute Entscheidung, eine gemütliche Stunde mit Sudoku, während zwei Meter weiter die Welt unterging.


So war es dreiviertel drei, als ich auf den Rückweg startete. Doch weit laufen musste ich nicht, als mich ein Local in seinem Pickup einsammelte (von den Touris in ihren fetten SUVs kam da keiner auf die Idee…). Somit ging der Weg zur Fähre deutlich schneller. Auch das Warten auf den Bus dauerte nicht lange, denn schon wieder hielt ein Auto. Das stellte sich zwar als Sammeltaxi heraus und kostete doppelt so viel wie der Bus, aber das waren trotzdem nur 2,50€.

Schnell war ich also wieder in der Stadt und hatte Hunger. Das erste Restaurant war gleich ein Volltreffer, man kannte das Wort vegetarisch und sogar vegan. Ich bestellte einen vegetarischen Burrito, der sogar mit einem Veggie-Pattie gefüllt war. Sehr lecker. Danach schlenderte ich nochmal durch den Ort, kaufte mir ein paar Bananen für später und versuchte mich vergebens an den beiden einzigen Geldautomaten. Der eine ratterte zwar, verschluckte sich dann aber leider und spuckte nur meine Karte aus. Naja, dann muss ich mein Glück eben morgen auf der Insel versuchen…

Mehr Erfolg hatte ich bei meinem Kaffeedealer, der mir einen guten Latte Macchiato (immerhin im Pappbecher) servierte. Heute sogar mit Stuhl. Gegen fünf lief ich dann ein letztes Mal den Berg zum Hostel hoch.

Ich duschte und chillte ein wenig auf meinem Bett, außerdem sortierte ich meine Sachen und packte etwas. Dann wurde gelesen, weiter recherchiert, denn in den nächsten Tagen habe ich zwei Transporte geplant, die nicht jeden Tag stattfinden, weswegen ich mir das mit dem Timing etwas überlegen muss… Inzwischen ist es halb 9 und ich sitze schreibend am offenen Fenster. Hier zieht ständig ein guter Luftzug durch, nur in unserem Zimmer steht die Luft, obwohl auch dort Fenster und Türen offen stehen.

Morgen werde ich dann nicht allzu spät hier starten. Mit dem Chicken-Bus will ich nach Belize-City und dann mit der Fähre nach Caye Caulker. Normal fahren die Busse hier etwa alle halbe Stunde. Da morgen aber Sonntag ist, wohl seltener, aber angeblich kommt um acht einer quasi vor der Haustür vorbei… Dann sollte das auch ohne Touri-Shuttle ganz gut klappen…

 


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