09.08.24 - ATM Cave

Gestern Abend brauchte ich dann doch ziemlich lange, um einzuschlafen. Die richtige Position wollte gefunden werden. Denn was mir noch nicht aufgefallen war beim ersten Test, die Matratze hing doch ziemlich durch, wenn man da auf dem Bauch schlafen will, muss man etwas experimentieren. Ich drehte und wendete mich also und schließlich mit dem Kissen unter dem Bauch statt unter dem Kopf lag ich halbwegs waagerecht. Dann pennte ich auch ziemlich gut, trotz heißer Temperaturen.

Der Wecker klingelte um dreiviertel 7, er war wieder mal der Langschläfer von uns beiden… Ich zog mich an und ging zum überraschend guten Frühstück. Für 13€ pro Nacht mehr als ich erwartet hatte, zumal es hier fast nie eines gibt. Ich hatte die Wahl zwischen Cornflakes und Haferflocken, außerdem gab es Mandeln und Kokos, Milch obendrauf, dazu Banane und Melone. Ei und Brot stand auch noch zur Auswahl und echter Filterkaffee.

Kurz nach halb 8 kam dann mein Shuttle zur ATM. Wer nun meint, ich machte einen kleinen Ausflug zum nächsten Geldautomaten, ist aber auf dem Holzweg. ATM steht für Actun Tunichil Muknal Cave, eine riesige fast 5km lange Höhle, die schon vor Jahrtausenden von den Maya für rituelle Zwecke genutzt wurde. Es steht aber auch für Another Tourist Missing, wie unser Fahrer nach der Tour meinte, als eine noch nicht zurück war.

Ich wurde also abgeholt in einem fahrenden Kühlschrank, in dem schon zwei Holländer und eine Französin saßen. Wir fuhren erst etwa eine halbe Stunde ostwärts den Highway entlang (in dieser Richtung geteert), dann etwa genauso lang über eine unbefestigte Straße. Am Parkplatz angekommen wurden wir mit Helmen und Stirnlampen ausgestattet, außerdem einer (meiner Meinung nach absolut unnötigen und eher störenden) Schwimmweste. Hier entstand dann auch das einzige Fotos des Tages. Im leichten Regen, aber das sollte uns für die nächsten Stunden egal sein.

Ich muss euch also enttäuschen, mehr gibt’s heute nicht zu sehen 😉 Denn Kameras, Handys und sogar Gopros sind streng verboten. Auch sonst darf man nix mit in die Höhle rein nehmen. Warum? Schuld ist ein doofer Touri, der vor gut zehn Jahren seine Kamera hat fallen lassen und dabei den Schädel eines 1000 Jahre alten Skeletts zertrümmert hat. Der Depp! Hoffe, wenigstens die Kamera war auch im Arsch! Ich habe gerade mal ein paar Bilder aus dem Internet runtergeladen, damit ihr wenigstens einen kleinen Eindruck bekommen könnt.

Wir stiefelten also los mit nix als einer Flasche Wasser (die dann am Höhleneingang blieb). Zunächst ging es eine dreiviertel Stunde durch den Dschungel, wobei wir gleich dreimal denselben Fluss kreuzten. Bei der ersten Durchquerung war das Wasser etwa brusttief und es waren Seile gespannt. Ich musste kurz an den reißenden Fluss in Kolumbien denken, durch den ich mit Forni samt Rucksack und Kamera durch musste und der uns um ein Haar einfach weggespült hatte. Der hier hatte eher was von Untreusee am Kinderspielplatz… Die beiden anderen Querungen waren gleich nur noch knietief.

Schließlich kamen wir am Höhleneingang an und von nun an ging es nur noch im Gänsemarsch. Man musste zunächst mal ca. 10m weit in die Höhle reinschwimmen. Das wäre dann auch die einzige Chance gewesen, ohne Schwimmweste abzusaufen… Man merkt hier durchaus den amerikanischen und auch mexikanischen Einfluss. In Guatemala hätte man vielleicht auf Nachfrage eine Schwimmweste für kleine Kinder gekriegt 🤣

Die nächste Stunde (?) ging es durch den Fluss, die Füße kamen gar nicht mehr aus dem Wasser, der Rest des Körpers verschwand mal mehr oder weniger tief. Das Wasser war schon recht kühl, aber es war gut auszuhalten. Unser Guide war einer der erfahrensten, aber damit auch der älteste und sehr vorsichtig. Er macht den Job seit 26 Jahren. Wir hatten aber auch zwei eher Fußkranke in unserem Team (am Parkplatz war noch eine Familie aus den USA dazugekommen). Immer wieder hielt er an, um genau zu sagen, welcher Fuß und welche Hand nun wo auf den Felsen gesetzt werden müsste.

Die Höhle war schon echt toll, riesige Stalagtiten in ganz unterschiedlichen Formen hingen von der Decke, in allen Farben und teils auch glitzerig. Ein bisschen kam man sich vor wie bei „Stille Post“, denn seine Anweisungen sollten immer nach hinten weitergegeben werden. Doch übermäßig viel kam da nicht bei uns an. Gut, die Felsen unter Wasser entdeckte man auch selbst auf die eine oder andere Art und dass man die Stalagtiten nicht anfassen durfte, war auch jedem klar.


Irgendwann erreichten wir die Stelle, an der wir aus dem Fluss raus und nach oben kletterten. Dann mussten die Schuhe ausgezogen werden und es ging zum Schutz der Artefakte in Socken weiter. Nun betraten wir die heiligen Höhlen der Maya. Ab hier war der Weg auch ganz genau markiert und das war auch gut so, denn überall um uns rum fanden sich Tonscherben, Schalen und ganze, noch erhaltene Tontöpfe. Teils waren die wie mit dem Kalkstein verwachsen. Die Höhle wird wohl alle paar Jahre geflutet, so dass dann alles unter Wasser steht.

Schon Wahnsinn, wie die Mayas das alles hier reingebracht haben, mit Fackeln durch den Fluss. Sie müssen ja auch Holz reingebracht haben, das zeigen die Rußflecken an der Decke.

Neben all den Tonscherben gibt es hier auch einige menschliche Überreste. Nicht etwa, weil der eine oder andere nicht mehr rausgefunden hat, sondern weil Menschenopfer durchaus üblich waren. Neben einigen Skelettteilen gibt es am allerhintersten Ende der Höhle ein komplett erhaltenes Skelett. Vermutlich von einem etwa 17jährigen Jungen, „The Crystal Maiden“, der der Höhle ihren Namen gegeben hat. Sein Skelett ist deshalb so berühmt, weil es das einzige komplett vollständige seiner Art in ganz – ja was? – ich glaube in ganz Lateinamerika aus dieser Epoche ist.

Von hier aus ging es dann den ganzen Weg wieder ganz langsam und vorsichtig zurück. Hier wäre ich dann gerne etwas schneller unterwegs gewesen, denn inzwischen wurde es doch etwas unangenehm kalt. Aber es zog sich. Irgendwann waren wir aber aus der Höhle draußen und konnten uns in unserem eigenen Tempo auf den Weg zum Parkplatz machen. Dort war ich dann doch froh, v.a. aus den nassen Turnschuhen rauszukommen. Und mich auch ansonsten wieder trockenzulegen. Danach gab es Mittagessen, bevor wir wieder zurück nach San Ignacio gefahren wurden. Auf meine Bitte hin wurde die AC zwar nicht wärmer, aber zumindest schwächer gestellt. Die Standardreaktion, wenn man hier um etwas weniger Kühlschrank bittet, ausschalten oder runterdrehen, aber keinesfalls die Temperatur erhöhen! Die blieb konstant auf 60°F, wie ich später googelte, sind das 15°C. Sind die denn alle völlig bekloppt??? Ich war so froh, endlich wieder warm und trocken zu sein und die kühlen ernsthaft auf 15° runter???

Gegen halb 4 waren wir wieder zurück und ich wurde vorm Hostel abgesetzt. Die nassen Sachen kamen auf die Terrasse auf die Wäscheleine (völlig sinnfrei, habe sie gerade genauso nass ins Zimmer geholt. Ich packte mich erstmal eine Runde aufs Bett. Dann begann ich mit ein bisschen weiterer Planung und Recherche, buchte das nächste Hostel, checkte Bootsverbindungen und schrieb eine Tauchbasis an. Außerdem recherchierte ich nach einer guten Veggie-Option fürs Abendessen. Gegen 6 startete ich mit einem Plan hinunter in den Ort. Naja, nach einer Runde Hostelkatze-Kraulen.


Doch leider erwies sich meine erste Wahl als Reinfall. Online gab es eine ganze Seite Veggie-Menü, leider war das komplett aus der Karte vor Ort verschwunden. Ein neuer Manager, meinte die Bedienung. Hab ihm mal meine freundlichsten Grüße hinterlassen 😉 Etwas ratlos lief ich durch die „Fußgängerzone“ und wurde von dem gleichen netten alten Rastaman angesprochen wie gestern. Als ich ihm mein Problem schilderte, öffnete er die Tür zu seinem Restaurant, er hätte auf jeden Fall was. Es war eine gute Wahl, auch wenn man schon beim Atmen im Hinterhof bekifft wurde. Ich hatte Nudeln mit einer leckeren cremigen Chipotle-Soße und Knoblauchbrot dazu. Hätte ich hier nicht so erwartet.


Satt und zufrieden ging es dann wieder den Berg hinauf und ins Hostel. Ich duschte, dann gings in den gemütlichen Aufenthaltsraum. Blogschreiben zog sich etwas, da die nächste Hostelkatze auch auf ihren Streicheleinheiten bestand. Jetzt ist aber alles fertig. Gleich ist es neun, muss noch was neues zum Lesen auf den Kindle laden, dann geht’s ins Bett.


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