06.08.24 - Tikal, die berühmtesten Maya-Ruinen in Guatemala
Kurz nach halb 6 stand ich auf und war damit auch nicht
allein. Ich zog mich leise an, schnappte den schon gepackten Rucksack und war wenige
Minuten später auch schon am Treffpunkt. Ein eisiger Bus wartete schon auf mich
und ich warf mich direkt in die langen Kleidungsschichten. Pünktlich um sechs
fuhren wir los, es ging etwa eineinhalb Stunden bis nach Tikal. Wem das nichts
sagt, das sind die berühmtesten Maya-Ruinen hier, sozusagen das Chichen Itza Guatemalas.
Das Ticket-Office befand sich schon bestimmt 10km vor dem
eigentlichen Eingang. Wie Guatemala tickt, konnte man hier gut sehen. Nur
Barzahlung, man musste eine ID vorzeigen, der Name wurde per Hand eingetippt
und ein Nadeldrucker (hießen die so) haute ein Ticket raus. Von wegen
Kartenzahlung oder Online-Ticket vorab, das wäre alles zu einfach.
Nachdem ich mein Ticket hatte, hatte ich noch eine kleine
Diskussion mit dem Guide, also dem Guide aller anderen aus meinem Bus, denn ich
hatte ja nur die Fahrt gebucht. Er wollte mich davon überzeugen, dass das doch allein
gar nicht ginge, schließlich würde ich mich dort ja nicht auskennen (Spoiler:
Es standen alle paar hundert Meter Wegweiser und maps.me kannte jeden Pups-Tempel…)
Dann meinte er, ich müsste um 12 wieder am Parkplatz sein. Ich war erneut
verwirrt, gestern hieß es, Abfahrt ist um halb 1. Auf meine Nachfrage hin
meinte er, wenn er halb 1 sagen würde, würde ich vielleicht erst um 1 kommen,
woraufhin ich ihm mal erklärte, wofür deutsche Pünktlichkeit steht (Spoiler:
Ich war zehn vor halb am Bus, abgefahren ist der erst zehn nach halb… Und warten
mussten wir auf den Guide, der musste nämlich noch eine rauchen, nachdem wir
schon eingestiegen waren…).
Um dreiviertel acht waren wir dann am Parkplatz und die
Gruppe wurde zu Kaffee oder Frühstück in eine Touri-Abfütterungsstation
geschleust. Nächstes Argument gegen die Tour und am Ende sollten die dort auch
noch Mittagessen. Zwei Mädels aus meinem Dorm haben gerade erzählt, dass sie
auch an diesem Punkt beschlossen hatten, auf die Tour zu verzichten, weil ihnen
das zu blöd war…
Ich ging also direkt zum Eingang, der an sich unscheinbarer
als ein großes Restaurant daneben war. Kein Mensch war hier, dabei öffnet der
Park schon um 6. In Chichen Itza standen zur Parköffnung schon einige Leute
Schlange.
Auch innen erwies sich Tikal als ausgesprochen leer. Der
Lonely Planet empfiehlt da, früh oder ganz spät zu kommen, aber selbst um 11 waren
auf dem Gran Plaza vielleicht hundert Touris auf einmal.
Die meisten bewegten sich auch brav in Gruppen zwischen 10 und 20 Personen. Man musste also nur immer warten bis eine ging und hatte dann alles für sich, bevor die nächste Gruppe kam.
Ich lief zunächst einmal einen absolut ausgestorbenen Pfad
entlang, die Ruinen, die dort am Ende standen, hatte heute bestimmt keine
Gruppe gesehen. Die waren aber gar nicht der Grund für diesen Abstecher, sondern
dort lag der Cache von Tikal. Und das ist ein echt besonderer, er stammt aus
dem Jahr 2001, also aus der absoluten Anfangszeit des Cachens.
Gefunden war er schnell und der Weg brachte mich zu Tempel IV.
Die haben hier alle so spannende Namen. Mit etwa 70m Höhe ist er der
zweithöchste Mayatempel überhaupt. Im Gegensatz zu denen in Mexiko kann man
hier auf einige hinaufsteigen. Wobei das gut gelöst ist, denn es gibt immer
Holztreppen auf der Rückseite und dann eine Plattform, sodass man nicht direkt
auf den alten Steinen steht.
Ich stieg also nach oben und nicht erst hier kam ich
ordentlich ins Schwitzen. Mein Top war eigentlich von Anfang an klatschnass…
Oben auf dem „Berg“ saßen die vier Ösis von gestern und picknickten. Sie hatten
das cleverer gelöst als ich und waren gestern noch im großen Supermarkt auf dem
Festland. Da konnte ich mit meinen Crackern nicht mithalten.
Nach etwas quatschen und Aussicht genießen stieg ich wieder
hinunter und lief weiter ohne wirklich erkennbaren Kurs durch den Park. Nur für
die Vorstellung der Größenordnung hier: Tempel IV ist vom Parkplatz aus der
hinterste und gut 2km davon entfernt.
Mein Weg führte mich an verschiedenen kleineren und größeren
Tempeln vorbei. Ein weiterer großer Unterschied zu Mexiko ist, dass hier viele
Tempel gar nicht oder nur teilweise freigelegt sind. Sie sehen teils aus wie
sehr steile, kleine Hügel, auf denen auch riesige Bäume wachsen. Daher fühlte
ich mich auch sehr an Angkor Wat in Kambodscha erinnert, wo sich der Dschungel
auch seinen Platz zurückgeholt hat.
Vor Tempel V traf ich auf zwei andere Touris, sonst hätte
ich da nicht mal ein vernünftiges Bild machen können…
Nach einigen Umwegen kam ich am Gran Plaza an. Dort stehen
Tempel I und II, die beiden berühmtesten und die typischen Postkartenmotive. Und
obwohl es schon fast 10 war, war es erstaunlich leer.
Ich blieb hier auch erstmal eine Zeitlang auf der Wiese
sitzen, las ein paar Sachen im Lonely Planet nach und frühstückte ein bisschen.
Dann erkundete ich die Plaza und stieg natürlich auch auf
Tempel II hoch. Auch dort oben war ich fast alleine.
Das letzte Highlight, das noch fehlte, war dann der Tempel der „Mundo Perdido“ (Verlorenen Welt). Warum dieser Teil jetzt noch verlorener war, weiß ich nicht, aber auch dort konnte man hoch und nochmal die Aussicht über den Dschungel genießen.
Über kleine, tourifreie Wege und vorbei an einem letzten
Komplex lief ich zurück in Richtung Parkplatz. Die einzigen Wesen, die mir da
über den Weg liefen, waren eine kleine Schlange, eine Blattschneiderameise und
eine orange Raupe.
Kurz vor dem Parkplatz traf ich auf meine beiden Franzosen.
Da wir alle noch ein paar Minuten Zeit hatten, setzten wir uns kurz und
unterhielten uns. Dann lief ich zu meinem Bus zurück. Alles in allem ein toller
Ausflug in eine grandiose Umgebung. Aber irgendwie haben mich ein paar der
Pyramiden in Mexiko (nicht Chichen Itza) doch noch mehr beeindruckt. Kann aber gar
nicht sagen, wieso.
Auf der Heimfahrt döste ich so vor mich hin. Kurz nach zwei
waren wir wieder in Flores und ich lief zum Hostel. Die Idee, dort noch etwas weiterzudösen,
wurde aber schnell verworfen, die AC war aus und ohne Ventilator war es in dem
Zimmer nicht auszuhalten.
Nach einem Wechsel in luftigere Klamotten ging es also
wieder nach draußen. Ich hatte eh Hunger. Und nach etwas Herumgeirre landete
ich bei etwas mexikanisch Aussehendem. Ich hatte Nachos mit Bohnen und Käsesoße.
Der Smoothie erwies sich leider als Fehlgriff, das war wohl eher ein Slushi und
die Mango höchstens mal ganz schnell dran vorbeigerannt…
Im Anschluss spazierte ich einmal die Insel entlang, suchte
einen weiteren Cache und landete drei Meter weiter im nächsten Café. Der
Nachmittagsregen setzte nämlich gerade ein. Und kaum hatte ich meinen Cafe Frio
schüttete es auch schon wieder wie aus Eimern. Also blieb ich hier einige Zeit
sitzen mit Kindle und Sudoko.
Gegen fünf ging es zurück zum Hostel. Jetzt war die AC an (und noch nicht so kalt) und ich unterhielt mich mit den beiden Schweizerinnen aus dem Nachbarbett. Die ersten, die ich hier treffe, die mal aus der Gegenrichtung kommen.
Später ging ich nochmal raus auf Futtersuche. Ich hatte was
davon gelesen, dass es auf der Brücke Streetfood gäbe, das war aber eher so
semi-ansprechend. Daher gings zurück auf die Insel und zu einem kleinen Taco-Stand,
der tatsächlich für alle Gerichte eine vegetarische Variante anbot. Ich
entschied mich für Burrito. Der war zwar nicht groß, aber lecker und echt günstig.
Und so hungrig war ich nach den Nachos eh nicht.
Danach gings wieder ins Hostel. Jetzt sitze ich im orangen Hinterhof,
inzwischen ist es halb 9. Morgen bleibe ich noch hier und mache mir einen
entspannten Tag.
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