31.07.24 - Auf zum Lago Atitlán
Heute Nacht hatte ich das Gefühl, in einem Sägewerk zu schlafen! Ungelogen, zwei der heute vier Israelis in meinem Zimmer sägten den kompletten Regenwald nieder. Und einer von ihnen war der Meinung, bei fünf Leuten im Zimmer wäre es doch angebracht, das Fenster zuzumachen. Hab es dann wieder aufgemacht, kurz bevor ich erstickt bin. Und was musste ich früh sehen? Lag der Depp doch schnarchend in Boxershorts auf (!) der Decke, war's wohl doch noch zu warm!
Naja, ich bin jedenfalls um 7 aufgestanden und hab mich erstmal auf den Weg nach draußen gemacht. Ich wollte ja nochmal frühmorgens zum Arco. Der Teil des Planes mit „weniger Leute“ ging auch auf, außer mir waren nur noch zwei andere, sodass wir uns gegenseitig fotografieren konnten. Der Teil des Planes mit „keine Wolken und Blick auf den Agua“ leider nicht ganz so… Aber was solls. Wach war ich ja eh…
Danach ging ich zum Coffeedealer meines Vertrauens, ins Café
Café. Heute gab es eine riesige Smoothie-Bowl und guten, starken Cappuccino.
Kaffee können die hier echt gut!
Um halb 9 ging ich zurück zum Hostel. Dort packte ich im
Sägewerk (immer noch kein Dienstschluss) meine restlichen Sachen zusammen. Kaum
war ich fertig, stand auch schon mein Shuttle vor der Tür. Sogar kurz vor 9,
also überpünktlich. Wir sammelten noch an zwei weiteren Stationen Leute ein,
dann ging die Fahrt los zum Lago Atitlán. Der Van war echt komfortabel, gestern
hat es uns bei jedem der unzähligen Bremshubbel quasi an die Decke kapituliert,
heute wurden wir nur ganz sanft geschüttelt.
Die Straße machte einen ziemlich großen Bogen um den
kompletten See und durch das Hochland hier. Sie war aber zweispurig, wie eine
Autobahn, die halt auch mal durch eine Ortschaft geht oder auf der ein paar Verrückte
Fahrrad fahren…
Ich hatte mir als Basis den kleinen Ort San Juan la Laguna
ausgesucht. Logistisch ist der genau auf der falschen Seite, deswegen mussten
wir komplett außenrum. Was mit einem Boot in einer halben Stunde zu schaffen
ist, dauert mit dem Auto mal knapp zwei Stunden, weil die Straßen am Ende immer
kleiner und steiler werden. Um den See (auf 1500m) liegen drei Vulkane und
unzählige weitere Berge.
Schließlich nach etwa dreieinhalb Stunden kamen wir an. Wir wurden im Zentrum abgesetzt und ich lief den knappen Kilometer zu meinem Ecohostel MayAchik. Zum Glück leicht bergauf, bergab streiken meine Oberschenkel im Moment ganz gewaltig.
Das Hostel ist wunderschön, ein riesiger Garten mit kleinen versteckten Bungalows überall, einer vegetarischen Gemeinschaftsküche, Restaurant, Maya-Sauna, Katzen…
Kleines Update: Wie ich gerade beim Abendessen
herausgefunden habe, die Besitzerin des Ganzen kommt aus Österreich, das
erklärt einiges, v.a. den Öko-Gedanken, der hinter allem steckt. Für die
Bio-Toilette gibt’s zwei Seiten Anleitung, die trennt nämlich große und kleine
Geschäfte und stinkt fast gar nicht.
Ich bin in einem Achter-Dorm, allerdings nur mit einem
Mitbewohner aus Frankreich. Ein brasilianischer Volunteer war vorhin noch da,
ist jetzt aber weitergezogen. Ich bezog also erstmal mein Bett in dem geräumigen
Zimmer, das mit allem ausgestattet ist, was man braucht.
Dann ging ich 30m weiter ins Restaurant für eine kleine
Stärkung. Es gab Pupusas, das sind mit Bohnenmus und Käse gefüllte Maistortillas,
sehr lecker. Und die ganzen Mädels, die hier arbeiten, sind supernett. Außerdem
machte ich gleich eine Tour für Morgen früh zum Sonnenaufgang klar. Wenn ich so
weitermache, finde ich hier nie zu einem normalen Schlafrhythmus…
Gut gestärkt machte ich mich dann auf in den Ort. Irgendwie
hatte ich bei einem großen See im Hochland ja immer den Titicacasee vor Augen,
an dem es auf fast 4000m immer ziemlich kalt war. Umso mehr überraschte mich
das Wetter heute, es war der wärmste Tag bisher, würde ich sagen. So ging es mit
Flipflops und in kurzen Sachen ganz problemlos.
Ich lief in den Ort, der auf den ersten Blick gar nicht
touristisch wirkt. Nur ganz im Zentrum sieht das dann anders aus. Steil bergab
zum Bootsanleger geht die Straße der Sonnenschirme, die voll ist mit Souvenirläden,
Restaurants und Touranbietern. Aber alles sehr unaufdringlich.
Ich lief einmal hinunter und setzte mich für eine Weile auf
eine Bank direkt auf dem Steg, wo die Boote zu den verschiedensten Orten am See
abfahren. So klang es zumindest aus dem Mund der Ticketverkäufer. Eigentlich
dachte ich, es gäbe nur ein, zwei direkte Boote zu den Hauptorten und eines,
das immer im Kreis fährt. Das werde ich dann morgen herausfinden.
Nach etwas Lonely Planet Recherche zu den verschiedenen
Orten lief ich wieder den Berg hoch und zu einem klitzekleinen Café, das mir
der Typ aus meinem Dorm empfohlen hatte (innerhalb von 10 Minuten hatte ich
hier schon mehr soziale Kontakte aufgebaut als in Antigua in vier Tagen…) Das
Las Marias hatte genau zwei kleine Tische im winzigen 1. Stock, kann den
Gerätschaften nach aber Kaffee auf zwanzig verschiedene Arten machen. Ich
entschied mich aber ziemlich klassisch für einen Cappuccino Frio.
Danach schlenderte ich noch ein wenig durch die benachbarten
Sträßchen und fand eine weitere „behütete“ und „beschirmte“. In ihr wurde
gerade fleißig gemalt, da muss ich wohl übermorgen nochmal kucken, wie sich die
Gemälde entwickeln.
Gemütlich ging es zurück zum Hostel, inzwischen war es auch
schon nach fünf. Ich schenderte einmal durch die komplette Anlage, dann duschte
ich mir die Sonnencreme ab und tauschte sie gegen Moskitomittel, die sind hier
echt aggressiv. Angeblich aber nur tagsüber, nachts wird es ihnen wohl zu kalt…
Auf halb 7 ging es zum Abendessen, ich entschied mich für
ein Chili, das aber eher ein Gemüseeintopf war. Zum Nachtisch gab es Platanos
con Mole, Kochbananen in einer leckeren süßlichen Soße mit Schokolade, Zimt und
einigem anderen. Jetzt, kurz nach 8, sitze ich auf der Terrasse vor meinem
Bungalow und schreibe den Blog. Dann geht’s mit dem Kindle ins Bett, die Nacht
wird ja wieder nicht lang. Aber zumindest kann heute höchstens einer schnarchen…
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