30.07.24 - Hoch auf den Gipfel und steil wieder runter
Da habe ich den Jetlag heute Nacht aber mal so richtig
verarscht! Denn unsere Wecker klingelten um 20 vor 4 🤣Geschlafen
habe ich so semi, bin immer wieder aufgewacht. Unsere Verrückten kamen um kurz
nach 12, die hatten definitiv noch weniger Schlaf. Das erste, was ich nach dem
Aufwachen sah, war grau. Ach ja, ich musste meinen Kopf ja erst etwas zur Seite
befördern und schon sah ich ihn, fröhlich vor sich hin spucken.
Wir machten uns fertig, ich startete zu einer ersten
Bergbesteigung – ich ging aufs Klo – und genoss die Aussicht. Um vier ging es
dann los. Zumindest für 12 von uns, zwei Mädels kapitulierten und Max war
gestern Nacht wohl ziemlich blöd umgeknickt und schonte seinen Fuß.
Wieder einmal hatte zunächst mit einer Schicht zu viel an. Es
war zwar durchaus kalt, aber uns wurde schnell warm. Softshell, Longsleeve und Shirt
reichten. Heute hatte ich aber Musik auf den Ohren, ein bisschen
Kilimandjaro-Deja-Vu hatte ich durchaus. Die Playlist, die mich auf 5900m
gebracht hatte, sollte doch wohl auch für 3900m ausreichen!
Es waren durchaus Ähnlichkeiten zu erkennen. Allein schon
die leuchtenden Würmer, die sich überall den Berg hinauf schlängelten, dazu der
tolle sandige Untergrund, nach dem Motto: zwei Schritte vor, einen zurück.
Wobei das halbwegs gut ging, durch den starken Regen gestern war der Untergrund
doch ziemlich fest. Aber es war einfach sausteil. Gefühlt machte ich wohl alle
50 Schritt ein paar Sekunden Pause. Oder auch ein paar mehr. Auch unser Guide
stoppte in ziemlich kurzen Abständen, meist so 50 Höhenmeter. Knapp 400 mussten
wir überwinden. Die Glühwürmchen weit über uns waren nicht gerade ermutigend.
Mit der Zeit wurde es etwas heller und die Dämmerung setzte
ein. Der Blick hinunter auf die Stadt (wir wissen immer noch nicht, ob es
Antigua war, glauben aber schon) war toll, der auf den Vulkan, hinter dem es
langsam orange wurde, noch viel toller.
Ich wunderte mich die ganze Zeit, warum er nicht ausbrechen wollte. Oben stellte ich fest, es war der Agua, nicht der Fuego! Da konnte ich lange warten. Irgendwie waren wir wohl halb um den Acantenango herumgelaufen, den Fuego sahen wir erst später wieder.
Innerlich verfluchte ich mich mal wieder selber, auf was für
doofe Ideen ich manchmal komme, mir sowas anzutun. Aber irgendwann, früher als
ich dachte, war der Berg zu Ende. Wir hatten es geschafft und das ziemlich
genau zur besten Zeit um dreiviertel 6. Der Himmel hinter dem Agua verfärbte
sich immer weiter.
Wir machten einige Fotos, ich hörte „Moment“ von Nicolas
Binder in Endlosschleife und dann brach auf der anderen Seite auch noch der
Fuego aus und rauchte fröhlich. Lava sah man keiner mehr, dafür war es schon zu
hell.
Leider war es das dann auch schon wieder, denn von einer
Sekunde auf die andere waren wir mitten in den Wolken. Wir liefen ein paar
Meter in den Krater hinein, um uns vor dem eisigen Wind zu schützen, doch schon
nach wenigen Minuten bliesen alle Guides zum Rückzug. Sie hatten wohl wenig
Hoffnung, dass es wieder aufreißen würde. So waren wir kurz nach sechs auch
schon wieder auf dem Weg nach unten. Und der machte sowas von viel mehr Spaß
als der Weg hinauf, wir drei „alten Lehrer“ waren die schnellsten. Ohne störende
Wanderstöcke sprangen und schlitterten wir nach unten. Schon nach Sekunden
waren meine Schuhe randvoll mit Steinchen, aber Ausleeren half da nix. Zum
Glück hatte ich mich dazu entschieden, die alten Joggingschuhe einzupacken, die
kommen noch heute in die Tonne. Wäre schade gewesen um die schönen orangen!
Nach vielleicht 100 Höhenmetern waren wir wieder unterhalb
der Wolkendecke und sahen die Sonne hinter dem Berg hochsteigen.
Und außerdem die wunderschöne Pflanzenwelt, die uns bisher
noch so völlig entgangen war. So viele kleine Blümchen, echt hübsch!
Nach einer Kurve tauchte auch der Fuego wieder auf und
machte sich mit viel Gequalme sehr fotogen.
Nach vielleicht 20-30 Minuten waren wir wieder zurück am Basecamp. Wir schmissen uns alle nochmal in die Betten, wo wir dann auch kurze Zeit später Tee und Porridge zum Frühstück bekamen. Dann durften wir noch ein paar Minuten liegenbleiben.
Das da oben ist das Klo mit Aussicht |
Um kurz vor acht ging es dann auf die restlichen 1200 Höhenmeter bis zum Startpunkt. Deutlich schneller als gestern. Der flache Teil noch nicht so sehr, aber danach waren wir echt flott unterwegs. Mit der Technik des Schweizers im Serpentinenstyle, das verteilte die Belastung deutlich besser auf die kompletten Beine.
Mit wenigen kurzen Pausen und nur einer längerer am
Registration-Point kamen wir in gut zwei Stunden wieder ins Tal. Nur der letzte
Abschnitt zog sich etwas, es staute sich, zumal uns auch schon die ersten
Gruppen entgegenkamen. Um 10 waren wir dann unten, das Timing war gut, der
Bierstand öffnete gerade. Wobei mir fast ein bisschen nach Glühwein war, oben war
es noch sonnig, doch unten war es ganz schön grau und kalt. Aber was soll man
machen…
Wir mussten wieder mal ein Stückchen warten bis unser
Shuttle kam – zu Fuß wären wir wohl dreimal so schnell gewesen… Dann ging es
die wenigen Meter hinunter zu unserer Agency, wo wir unsere Rucksäcke auf links
drehten und nach alle den Sachen suchten, die uns nicht gehörten. Dafür wurden
wir mit leckeren Tostadas – große Tortillachips mit Bohnenmus drauf – belohnt.
Nach etwas mehr Warten kamen dann unsere beiden Kleinbusse,
die uns wieder hinunter nach Antigua brachten. V.a. durch die Stadt zog sich
das wieder gewaltig und wir waren am Ende wohl alle eingepennt. Gegen eins
waren wir zurück am Ausgangspunkt und ich lief zurück zum Hostel.
Fazit: Eine echt coole Tour, die ich jedem, der halbwegs gut
zu Fuß ist, nur empfehlen kann. Für alle anderen gibt es Porter und Pferde… Viele
schreiben ja, es wäre der härteste Tag ihres Lebens gewesen. Nun ja, die sind
damit wohl alle noch nicht den Inkatrail gelaufen, haben sich in Kolumbien in
nassen Schuhen vier Tage durch den Dschungel geschleppt oder gar versucht, auf
den Kili hochzukommen. Ja, es war mega anstrengend. Aber letztendlich dauerte
der harte Teil gerade mal 7 Stunden. Quasi der Gipfeltag am Kili, bei dem man
sich 1200 Höhenmeter hochschleppt, aber dabei schon mal 2000m höher anfängt…
So, ich war also zurück und, nachdem ich meinen Rucksack
ausgeleert hatte, reif für die Dusche. Danach streckte ich mich kurz auf dem
Bett aus, doch schon bald trieb mich der Hunger wieder hinaus. Bewaffnet mit
dem Notebook machte ich mich auf die Suche nach einem schönen Café. Das fand
ich auch schnell, aber wirklich Glück hatte ich dort keines. Ich saß eine halbe
Stunde auf der Dachterrasse, aber niemand wollte mir etwas verkaufen.
Vielleicht war da auch Selbstbedienung, aber davon sagte niemand was, als ich reinkam.
Da die Stühle aber eh ziemlich unbequem waren, zog ich
einfach weiter ins Rainbow Café. Sehr gute Entscheidung. Bei einem riesigen
Cappuccino und einem leckeren Falafel-Sandwich kamen meine Lebensgeister zurück
und ich konnte den gestrigen Blog schreiben.
Danach brachte ich das Notebook ins Hostel und machte mich
noch auf die Suche nach einem Cache ganz in der Nähe, aber doch etwas außerhalb,
mitten auf einem Friedhof. Die sind hier ja prinzipiell schon ganz besonders
und immer sehenswert.
Ich ging für eine weitere Stunde Chillout zurück in mein Bett, die Mitbewohner sind schon wieder ausschließlich Israelis… Dann gings zum Abendessen zur Hexe, also ins La Bruja. Die kocht in ihrer Hexenküche vegan und das sehr lecker. Neben den verschiedensten Burgern, Bowls und Pizzen gibt es auch ein guatemaltekisches Menü. Ich aß also Pepian. Das ist wohl eigentlich ein Fleischeintopf, aber in veganer Version, dazu gab es einen leckeren Saft mit Mango, Maracuja und Erdbeere. Sehr lecker!
Zurück im Hostel suchte ich mir einen Platz zum Blog
schreiben. Doch das war nicht so einfach. Denn vor dem Haus wurde der Grill
angeschürt und egal, wo ich es versuchte, wurde ich komplett zugeräuchert.
Inzwischen liege ich im Bett, aber durchs offene Fenster zieht der Geruch auch
schon rein. Wahrscheinlich stinke ich morgen wie ein komplettes Barbecue…
Inzwischen ist es dreiviertel neun und in der Hoffnung, dass
wie jeden Tag hier alle nochmal verschwinden, werde ich wohl bald einschlafen. Übrigens gab es heute hier nicht einen Tropfen Regen (aber der Acatenango hüllt sich schon wieder in die Wolken). Morgen geht es dann weiter, ein Stück nach Norden zum Lago Atitlan.
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