29.07.24 - Acatenango, hoch auf den Vulkan!

Immerhin hab ich es schon bis Viertel 10 ausgehalten, bevor ich den Kindle ausgeschalten habe. Aber wie vermutet, heute war mehr vom Jetlag zu spüren. Und dann brauchten zwei Chicas auch noch ne Stunde, um ins Bett zu kommen, echt nervig… Nachts wachte ich immer wieder auf und schlief auch nicht wirklich lang. Da war ich schon froh, also um dreiviertel 7 auch der Wecker wach war. Ich machte mich schnell fertig und lief in Richtung Pick-Up-Punkt für meine Tour. Auf dem Weg dorthin stoppte ich auf einen Cappuccino, das Café lag genau auf dem Weg und hatte auch schon um 7 geöffnet.

Pünktlich um 7.40 Uhr stand ich dann am Treffpunkt, wo ich schon auf Fiona und Shawn aus England traf. Kurz darauf kamen auch unsere beiden Kleinbusse, wir waren die letzte Sammelstation, und die Fahrt ging los, erst mal ewig durch den dichten Stadtverkehr über tolles Kopfsteinpflaster und dann steil bergauf bis auf etwa 2400m in den kleinen Ort La Soledad. Der ist vermutlich komplett auf Volcano-Tracking ausgelegt, bei dem was hier selbst in der Nebensaison los ist.

Wir fuhren zu unserem Anbieter Lava Tours, wo wir unsere ganze Truppe trafen. Insgesamt sind wir 15, darunter 4 Schüler mit zwei Lehrern einer Universität aus den USA. Ziemlich cool, die machen diese Tour zum Start ins Studium. Zunächst einmal gab es Frühstück. Brot, Bohnenmus, Kochbananen und Rührei. Danach hatten wir die Möglichkeit, uns mit diversen Ausrüstungsgegenständen einzudecken, die uns fehlten. Das war ziemlich witzig, der Raum sah aus wie ein Second Hand Laden, vermutlich waren das alles Sachen, die diverse Touris vergessen hatten. So entstanden durchaus ein paar lustige Outfits. Ich lieh mir eine weitere warme Oberschicht, einen Poncho, Handschuhe und Mütze. Auf dem Gipfel kann es wohl schon mal -5° haben… Dann bekamen wir noch 4l Wasser, 3 zum Trinken, 1 zum Kochen und für Tee und so, und eine Lunchbox. Nun begann überall eine Runde Tetris… Am Ende war alles verpackt und es fehlte nur noch eine Vorstellungsrunde. Mit uns sind drei Guides unterwegs, Chef Brandon, Jorge und Juan. Dann mussten wir noch etwas warten, bevor wir zum Startpunkt gefahren wurden.

Punkt 11 waren wir dann am Ausgangspunkt. Die Strecke lässt sich in drei Teile unterteilen. Der erste Abschnitt ist der steilste. Also richtig steil… Auf teils sandigem Untergrund. Da geht’s gleich mal so richtig los, Warm-Up gibt’s hier nicht. Der zweite Abschnitt ist dann nur noch steil. Also auch noch richtig steil, aber etwas gemäßigter. Und der dritte läuft unter „guatemalian flat“. Nicht zu verwechseln mit Norddeutschland.

Es ging also supersteil los und das bei manch einem mit einem krassen Tempo. Ich ließ mich recht schnell zurückfallen, ich bin ja nicht bei der Tour de France! War schon echt heftig, von 0 auf 100 und das auf 2400m Höhe. Das Gute am langsam Laufen war definitiv, dass ich nicht so lange Pausen machen musste. Mit denen konnte ich ja noch nie was anfangen. Irgendwann gabs sogar die Erlaubnis, dass ein paar einfach weiterlaufen durften, man würde uns ja eh wieder einholen. Man konnte sich auch nicht verlaufen, es ging auf einem Pfad zwischen Maisfeldern und teils über große Stufen bergauf.

Am Anfang war die Rede von 1,5-2h bis zum Ende des steilsten Abschnitts. Aber schon kurz nach 12, also nach gut einer Stunde „Qual“ waren wir an seinem Ende und an der Registration. Cool! Die ersten 400 Höhenmeter (von 1200 insgesamt heute) waren geschafft.

Ab jetzt begann bei mir ein regelmäßiges An- und Ausziehen. Gestartet war ich mit Longsleeve und T-Shirt, das Longsleeve, also dummerweise die untere Schicht, musste immer wieder ran und runter. Oder wahlweise bei den Stopps eine Jacke drüber. Hier konnte man auch (wie an einigen weiteren Stellen) Getränke, Chips, Schoki, Bier und Melone kaufen. Nach einer kurzen Info über die weitere Strecke bekamen wir ein Bändchen (für die Disco heute Nacht) und weiter ging es.

Nun ja, wirklich flacher fühlte es sich nicht an, näherten wir uns ja auch gleichzeitig den 3000m. Meinen Beinen ging es halbwegs gut, die hatten mich nur ganz zu Beginn für völlig bescheuert erklärt. Aber dass die Luft dünner wurde, merkte man schon, zusammen mit der Steigung. Jetzt befanden wir uns in einer Art Regenwald. Oder vielleicht einem Nebelwald, es war inzwischen recht neblig und es wuchsen ziemlich viele Farne und Moose. Und es wurde schon auch frischer. Irgendwann begann es zu tröpfeln, was für ein Mist! Schnell wurden alle Rucksäcke in ihre Regenhüllen gepackt. Glücklich, wer sowas hat. Manch eine Ausrüstung war schon echt spannend…

Allerdings waren es wirklich nur ein paar Tropfen und sehr feuchter Nebel. Nach einer weiteren Stunde erreichten wir den Platz für die Mittagspause (auch mit Supermarkt). In meiner dreigeteilten Lunchbox befand sich Reis mit Mais, aber gut gewürzt, Gemüse und Salat. 

Nicht nur hier fiel mir aber der ganze Müll auf, der hier überall rumliegt. Dabei stehen überall Schilder und ich bin mir sicher, dass auch alle (?) Guides sagen, dass man seinen Dreck wieder mitnehmen soll. Aber es gibt einfach zu viele Arschlöcher auf diesem Planeten!

??? Ja, man kann wohl bis zum "flachen" Abschnitt gefahren werden.... 🙈

Gut gestärkt ging es weiter. Natürlich steil bergauf. Irgendwann hörten wir es donnern. Wir hofften, es wäre der Fuego, der ausbricht, aber es war leider einfach ein ganz ordinäres Gewitter, das da aufzog. Wir waren aber zumindest über der nassen nebligen Wolke und liefen wieder komplett trocken.

Schließlich erreichten wir den letzten obligatorischen Stopp, von hier aus waren es nur noch 200 Höhenmeter, aber das Gewitter schien näherzukommen. Jetzt ging es wirklich teils flach, kurz auch bergab. Dann erreichten wir einen weiteren Checkpunkt, wo sich zu unserem roten Bändchen ein grünes gesellte. Für das Freibier… Nun begann es auch zu tröpfeln, aber Brandon riet allen ab, den Plastikponcho überzuziehen. Recht hatte er, das Wetter hielt. Die letzten fünf Minuten ging es nochmal richtig steil auf Sand hoch zu unserer Hütte auf 3600m, ein Vorgeschmack, auf das, was uns morgen erwarten sollte.

Brandon verteilte die Betten, zehn von uns teilten sich das eine Zimmer. Wir ließen uns eigentlich alle erstmal auf die Betten fallen. Und es dauerte wohl keine fünf Minuten, da öffnete der Himmel seine Schleusen. Und wie! Das war mal wieder absolut perfektes Timing. Mit taten alle leid, die noch unterwegs waren. Wir hatten für die gesamte Strecke mit Pausen etwa 5 Stunden gebraucht, es war jetzt kurz nach vier. Ich zog meine durchgeschwitzten Schichten aus und ein paar trockene an und krabbelte tief in den Schlafsack und unter die Decke (gibt’s dort oben alles inklusive). Nur der Ausblick aus dem Bett, den wir mit Lava Tours wohl als einzige haben, war im Moment noch nicht so der Bringer. Sonst kann man halt echt im Bett den Vulkan ausbrechen sehen!

In einer kurzen Regenpause testete ich das Klo, nochmal ein paar Meter höher gelegen und auch das hat Vulkanblick! Schon wieder einmal „Poo with a View“, wie letztes Jahr an den Wasserfällen… Danach regnete es schier unendlich weiter. Vom Vulkan war nix zu sehen. Wir schalteten in den Ruhemodus und tauschten unser Kochwasser gegen eine Tasse Kakao mit Marshmallows. Theoretisch kann man das am Lagerfeuer genießen, aber wir kamen in den Genuss des Roomservices.

Dann döste ich ein wenig vor mich hin. Brandon kam vorbei, um uns über den weiteren Ablauf zu informieren. Wenn der Regen aufhören und der Himmel aufreißen würde, gäbe es die Option, in weiteren 4 (!) Stunden ein Stück auf den Fuego zu einem Aussichtspunkt zu laufen. 500m runter, 500 hoch und das Ganze zurück. Ähm, kurz überlegen: Nein! Meine beiden Ami-Studenttrainer waren aber durchaus angefixt (übrigens entpuppte sich einer von ihnen als Uri aus der Schweiz).

Schließlich hörte es kurz nach sechs auf zu regnen und eine halbe Stunde später ging ein Aufschrei durch unser Zimmer. Da drüben, mitten in den Wolken kuckte was raus. 

Wir freuten uns wie kleine Kinder an Weihnachten. Und es sollte nicht lange dauern, da wurden wir auch schon mit der ersten Eruption belohnt. Wow! In der Dämmerung sah man die rote Lava fliegen und den Rauch aufsteigen.

Wir schossen raus aus den Betten und nach draußen, das wollten wir ohne Glasscheibe erleben! So schön! Ab diesem Moment riss der Himmel auch immer weiter auf und wir sahen eine Lavafontäne nach der andern. Durchschnittlich bricht der Fuego alle 15 Minuten aus, aber es war eher so, dass er eine Zeitlang Vollgas gab und dann eine Pause brauchte.

Wir kamen aus dem Staunen nicht mehr raus. Leider ist die Dämmerung hier sehr kurz und damit das Zeitfenster für gute Fotos. Danach sieht es einfach nur noch geil aus, aber auch mit meiner Kamera kriegt man es nimmer gut hin. Hier setzen wir nun komplett auf unseren Franzosen Max, der mit dem Riesenobjektiv alles gab und dem Fuego quasi in der Nase bohrte. Er will ein paar Bilder in die Gruppe schicken… Aber da müssen wir uns noch etwas gedulden. Ich hab zwei richtig gute, wie ich finde, der Rest ist eher so naja. Manche Sachen sind einfach nur für die Erinnerung!


Der Versuch mit dem Handy. Ich glaube, das hat eher einen Höllenhund erwischt!

Kurz nach 7 gab es Spaghetti zum Abendessen am „Lagerfeuer“, es brannte nicht wirklich. Aber gegenüber gab es genug Feuer. Um dreiviertel 8 brachen dann sieben Unerschütterliche auf, sich den Fuego aus der Nähe zu geben. Respekt! Aber ich war kein bisschen neidisch. Mit meinen beiden Engländern blieb ich noch ein paar Minuten sitzen, wir wollten einen geilen Ausbruch vorm Schlafengehen und den bekamen wir. Bestimmt eine Viertelstunde lang schoss immer wieder Lava in den Himmel. Und mit diesem Bild vor dem Fenster schlief ich dann auch um halb 9 ein (naja, unter der Schlafmaske, sonst hätte ich ständig wieder gekuckt…). 

Update, Max war superschnell, hier seine "Stunning pictures":







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