26.03.24 - Marseille, Großstadt mit ziemlich viel Charme
Kurz nach 10 war gestern das Licht aus und ich schlief halbwegs gut. Natürlich war ich vor dem Wecker wach und stand dann auch schon kurz vor 7 auf. Ich machte mich leise fertig und packte meine Rucksäcke regenfest ein, bevor ich selbst samt Schirm startete. Genau das richtige Wetter zum Weiterreisen. Mit der Straßenbahn ging es zum Flughafen, es scheint tatsächlich so, dass ich jetzt endlich die Bezahl-App dafür durchschaut habe. Da hab ich immer wieder eine Fahrt drauf gebucht, dabei geht das auch ohne, das Ding hat sich inzwischen mit der Kreditkarte verbunden. Hatte mich die ganze Zeit gefragt, wieso das System so umständlich ist…
In der Bahn merkte ich dann gerade noch rechtzeitig, dass es
die falsche war. Zwar die richtige Richtung, aber am Ende teilt sie sich und klar,
ich hatte die falsche erwischt. Also raus und in die nächste rein und so war
ich kurz vor 8 am Flughafen. In diesem Moment kam die Meldung von Flixbus, dass
der nicht um Viertel 9, sondern eine Stunde später kommen würde. Danke auch,
mal wieder! Also ging ich in den Flughafen, bestellte einen gar nicht so teuren
Cappuccino und nutzte die Zeit zur Erstellung einer Nachholschulaufgabe.
Um halb 10 saß ich dann wirklich im Bus und fuhr los. Mit einem Schlenker über Cannes ging es halbwegs zügig durch bis Marseille, wo wir kurz nach 12 ankamen.
Inzwischen war es aber trocken und so lief ich die halbe Stunde bis zum Hostel Vertigo zu Fuß. Dabei kam ich auch gleich durch das erste interessante Viertel Noailles, das sehr arabisch bzw. nordafrikanisch ist. Hier kommt man sich schon ein wenig vor wie nicht in Europa, es gibt Gewürzläden, arabische Süßigkeiten und afrikanische Restaurants. Irgendwie fühlte ich mich gleich viel wohler als in Nizza.
Im Hostel angekommen stellte ich meinen großen Rucksack ab
und machte mich direkt wieder auf die Socken. Der Wetterbericht war nicht
wirklich gut und ich wollte die Zeit bis zum nächsten Regen gut nutzen. Deshalb
ging es auch zunächst einmal steil bergauf zum höchsten Punkt der Stadt.
Notre-Dame-de-la-Garde ist das Wahrzeichen der Stadt und steht auf einem 160m hohen Hügel.
Somit hat man von hier auch den besten Blick auf die Stadt und den wollte ich ohne Regen bekommen.
Das klappte auch, aber es war unglaublich stürmisch, ich hatte das Gefühl, mir würde gleich das Handy aus der Hand fliegen. Von hier oben aus ging es dann wieder ganz nach unten bis zum Alten Hafen, der den Mittelpunkt der Stadt bildet. Auch der ist ganz anders als der von Nizza oder Cannes. Hier findet man hauptsächlich ganz kleine Schiffchen oder Segelboote, keine riesigen Yachten.
Als ich um den Hafen rum war und auf der anderen Seite
bergauf ins alte Viertel Panier lief, holte mich der Regen ein. Der Schirm war
auch nur so semi-hilfreich, da es wirklich unglaublich windig war und irgendwie
waagrecht regnete. Deshalb lief ich auch recht schnell in ein winziges Café, wo
ich den letzten Stuhl im Trockenen und einen ebenso kleinen, aber günstigen
Cappuccino bekam.
Nachdem der stärkste Regen vorbei war – wie ich dachte – ging es wieder hinaus und durch die engen, bunten Gässchen.
Marseille kenne ich ja bisher nur von Laura und Luis (für
all diejenigen, die es nicht kennen: Das war neben Anna eine der ZDF-Weihnachtsserien
aus den 80ern, die ich zum Leidwesen meiner Mum als Kind rauf und runter
gekuckt habe. Und zugegeben, ich hab sie jetzt sogar auf DVD…). Auf jeden Fall
waren das genau solche Gässchen, durch die Luis auf seinem Mofa geknattert ist
und sich mit arabischen Straßengangs angelegt hat.
Die gibt es jetzt wohl eher nicht mehr, Marseille – einst die
gefährlichste Stadt Europas – hat sich gebessert, an seinem Ruf und an der
Optik gearbeitet. Und trotzdem, dieser ganz besondere Charme ist geblieben, ein
bisschen siffig, stellenweise dreckig und einfach echter, gefällt mir wirklich
hier! Schade dass das Wetter nicht so mitspielt und ich auch nur wenig Zeit
hier habe.
Leider war das Wetter echt kacke, immer wieder begann es zu
regnen, so dass ich schließlich in die Kathedrale flüchtete.
Es war auch echt frisch und die nassen Zehen und Hände
machten das nicht besser. Immer wieder sah es schöner aus, ich traute mich
hinaus und wurde kurz darauf wieder geduscht.
Von diesem Viertel ging es nochmal am Hafen entlang und
wieder in das arabische. Hier war echt nur das Wetter europäisch.
Über die berühmten Treppen ging es dann noch hinauf ins Cours
Julien. Das ist ein recht alternatives Viertel, was man schon an der Treppe
unschwer erkennen kann.
Oben gibt es dann einen schönen Platz – zumindest bei schönem
Wetter – mit vielen Cafés und Restaurants und vielen Graffitis überall.
Es regnete zwar nicht, aber mir war nach etwas Wärme. Ich
erwischte das richtige Café, dort war es echt war und mit Cappuccino und Sudoku
taute ich wieder auf.
Da die Wetterprognose nur noch nasser wurde, ging ich von
dort auch direkt zum Abendessen. War auch schon halb 6 oder so. Ich landete
nicht beim Araber, sondern bei Mama Diarra mit senegalesischer Küche. War nicht
schlecht, aber vermutlich isst man im Senegal eher wenig vegetarisch. Mein Gericht
bestand aus Reis, einer würzigen Soße, Salat, Süßkartoffeln und den von mir
sehr geliebten Kochbananen.
Zum Nachtisch gab es auf dem Heimweg noch etwas wie Baklava.
Im Hostel checkte ich ein, wurde upgegradet und landete in einem nun ¾-deutschen
Mädelsdorm. Der ist ganz oben mit Einzelbetten unter der Dachschräge und
wirklich gemütlich. Leider sind die Matratzen schon ganz schön durchgelegen,
aber für eine Nacht werde ich es überleben. Hier oben gibt’s sogar einen Tisch,
an dem ich gerade sitze und schreibe. Inzwischen ist es halb 9. Somit wird
heute nicht mehr viel passieren und mit Regen, der aufs Dach trommelt, schlafe
ich ja sowieso besonders gut.
Morgen Vormittag geht es dann weiter nach Avignon, wo ich
für vier Nächte meine Zelte aufschlage, um von dort aus die Provence zu
erkunden.
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